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Eine Kreativ-Struktur erschaffen


Wie entlocken wir dem Unterbewusstsein Bilder? Ein weißes Blatt Papier alleine bietet nicht unbedingt die höchste Inspiration. Wir benötigen ein Hilfsmittel, um visuelle Ideen zu fördern. Ein mögliches Instrument hierfür ist die Kreativ-Struktur. Sie beginnt als rein abstrakte Fläche, nimmt allmählich diffuse Formen an und löst schließlich gestalterische Assoziationen aus. Dieses Wechselspiel zwischen abstrakter und konkreter Wahrnehmung ist ein Schlüssel zum kreativen Halluzinieren.



Doch wie erschafft man eine Kreativ-Struktur? Im Circulismus bieten sich als Ausgangsmaterial gezeichnete Schwingungen an. Schwingungen sind eine Ur-Manifestation des Universums. In der künstlerischen Anwendung sind die Grundformen von Schwingungen Kreise und Ellipsen. Auf diese Urformen und ihre Segmente konzentrieren wir uns beim Anlegen der Kreativ-Struktur. Als Basis-Technik zeichnen wir Spiralen, die sich über die Bildfläche ausbreiten.


Was einfach und monoton klingen mag, eröffnet eine schier endlose Zahl an Variationen. Und spannenderweise spiegelt sich die augenblickliche Verfassung des Zeichners in jeder gezeichneten Schwingung wider: In entspannter Stimmung etwa entfalten sich ineinanderfließende Ellipsen in harmonischen Strukturen frei auf der Fläche. Bei Anspannung hingegen reihen sich vielleicht viel spitze Ellipsen mit mit hartem Strich aneinander, einfältig ohne Bezug zueinander. Jede Emotion, jeder Gedanke spiegelt sich auf subtile Weise in der Kreativ-Struktur wider.


Wir füllen also das Blatt mit Ellipsen, komplett oder mit freien Flächen dazwischen, wo uns gerade der Sinn nach ist. Diese erste Schicht bildet die Grundstruktur für die Zeichnung. In der nächsten Lektion beginnen wir, sie zu verfeinern.



Übung


Lasse den Stift einfach über das Papier schwingen – in Spiralen aus aneinandergereihten Ellipsen.


Variiere Dein Spektrum, indem Du mit verschiedenen Komponenten experimentierst: Verändere Form und Größe der Ellipsen, verändere die Strichstärke, wechsle die Richtung. Versuche, in einen zeichnerischen Fluss zu kommen. Konzentriere Dich auf jede einzelne Schwingung. Sei Dir bewusst, in welcher Form sie sich von der vorherigen Schwingung unterscheidet. Lasse die Hand frei kreisen und achte darauf, dass der Arm nicht fest aufliegt und sich bis zur Schulter frei bewegen kann.


Die erste Grundstruktur ist fertig, wenn es sich gut anfühlt. Es ist ja erst ein frühes Stadium des Bildes, das sich im Laufe des Zeichenprozesses immer wieder stark verändern wird.


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